Parlamentarisches Frühstück zur CO₂-Entnahme
Um den Dialog zwischen Forschung und Politik voranzutreiben, luden CDRterra-Wissenschaftler:innen politische Entscheidungstragende zu einem parlamentarischen Frühstück im Bundestag ein. Gemeinsam diskutierten sie über „CO₂-Entnahme als Teil der Klimapolitik: Auf dem Weg zu einer Langfriststrategie”.
Was ist der aktuelle Forschungsstand zur CO₂-Entnahme? Und welche politischen Rahmenbedingungen sind nötig, um CDR-Maßnahmen schnell und großflächig umzusetzen, damit sie zum Erreichen der Klimaneutralität beitragen können? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des parlamentarischen Frühstücks, zu dem CDRterra-Forschende am 10. November 2023 ins Berliner Paul-Löbe-Haus luden.
Unter den rund 40 Teilnehmenden aus Politik und Forschung waren auch Judith Pirscher, Staatssekretärin im Bundesforschungsministerium, und Schirmherr Olaf in der Beek, Mitglied des Bundestages und klimapolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.
Dr. Jan Minx vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change Berlin (MCC) präsentierte Ergebnisse aus dem ersten „State of Carbon Dioxide Removal“-Bericht: Fast die gesamte derzeitige CO₂-Entnahme basiert auf konventionellen landgestützten Methoden wie Aufforstung und Bodenbewirtschaftung. Die Welt muss das fortsetzen und ausbauen: auf dem 1,5-Grad-Pfad bis 2050 verdoppeln gegenüber 2020, auf dem 2-Grad-Pfad um die Hälfte steigern. Dies braucht gezielte politische Steuerung. Aber praktisch alle Pfade erfordern auch neue Entnahmetechnologien, wie Bioenergie mit CO₂-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) oder die Direktabscheidung von CO₂ aus der Luft und Speicherung (DACCS). Darauf entfällt nur ein winziger Teil der derzeitigen Entnahme. Zum Schließen der Lücke ist ein schnelles Wachstum dieser neuen Technologien nötig, und zwar um das 1300-fache bis 2050.
„Wir brauchen ein höheres Tempo bei der Umsetzung von CDR“
CDRterra-Sprecherin Prof. Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München appellierte an die Politik: „Von der Forschungsseite her unterstützen wir das politische Ziel der Klimaneutralität und wollen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen unseren Beitrag hierzu leisten. Wir alle brauchen Antworten auf die Frage, welche realistischen Potenziale CO₂-Entnahmemethoden in Deutschland haben. Dabei geht es nicht nur um technisch-naturwissenschaftliche Aspekte, sondern auch darum, wie Maßnahmen mit gesellschaftlichem Rückhalt und politisch, ökologisch sowie wirtschaftlich verträglich zum Einsatz kommen können. Daran forschen wir in CDRterra. Klar ist aber auch, dass wir ein höheres Tempo bezüglich der Umsetzung von CO₂-Entnahme benötigen, wenn wir das deutsche Klimaneutralitätsziel nicht gefährden wollen. Deshalb müssen wir am politischen Rahmen arbeiten und mit der Skalierung von CO₂-Entnahmemassnahmen unmittelbar beginnen. Hier ist rasches Handeln unabdingbar!“
Auch Dr. Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung betonte: „Um Emissionsneutralität in Deutschland zu erreichen, muss nicht nur die Energiewende gelingen. Wir brauchen auch zusätzliche Emissionsminderungen, insbesondere bei Methan und Lachgas, um die Abhängigkeit von CO₂-Entnahme zu reduzieren. Doch auch dann wird noch ein breites Portfolio von CO₂-Entnahmeoptionen benötigt. Die nötigen Weichen für deren Entwicklung müssen heute gestellt werden.“
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.
Neuer Policy Brief zu CDR-Begriffen
Weiteres Highlight des parlamentarischen Frühstücks war die Veröffentlichung eines CDRterra-„Policy briefs“ zu wichtigen Begriffen in der CDR-Debatte. Es soll politische Entscheidungstragende und weitere Interessierte fit für die Diskussion rund um das komplexe Thema CO₂-Entnahme machen.
Alle teilnehmenden Wissenschaftler:innen sind Teil des CDRterra-Konsortiums CDRSyntra. Das Synthese-Projekt bündelt die Ergebnisse aus den Forschungsprogrammen CDRterra und CDRmare und bewertet die verschiedenen CO₂-Entnahmemethoden. Ziel ist es, im Dialog mit Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit ein risikoarmes Portfolio an CDR-Maßnahmen zu entwickeln.