Was tun wir genau und warum?
Einige landnutzungsbasierte Verfahren zur CO₂-Entnahme tragen nicht nur zum Klimaschutz bei, sie stärken auch wesentliche Funktionen der Natur. Das gilt zum Beispiel für die Wiederaufforstung, die Wiedervernässung von Mooren oder landwirtschaftliche Methoden zur Steigerung des Humusgehaltes in Böden. Gesündere Ökosysteme wiederum leisten mehr für Mensch und Umwelt: Sie bieten mehr Raum für Erholung, reinigen und kühlen die Luft, speichern mehr Wasser und liefern verlässlicher Rohstoffe und Nahrung.
Eine solche Nutzung von Flächen steht allerdings womöglich in Konkurrenz mit der intensiven landwirtschaftlichen Produktion oder städtischen Landnutzungsmöglichkeiten wie dem Wohnungsbau. Daher zögern Landbesitzer oft, landnutzungsbasierte CDR-Maßnahmen umzusetzen – auch weil die Kosten für eine Umsetzung meist bei ihnen liegen, während der Nutzen allen zugutekommt und sich nicht direkt monetarisiert. Wie also kann man Einzelpersonen, aber auch Kommunen und Unternehmen überzeugen, ihr Land dem Natur- und Klimaschutz zu widmen und so den bestmöglichen Gewinn für die Gesellschaft zu erzeugen?
Das Forschungsprojekt GONASIP (Governing multi-scale heterogeneities to activate natural carbon sink potentials) geht dieser Frage nach. Es untersucht für sechs verschiedene landnutzungsbasierte CDR-Methoden, welche Vorteile, Kosten und Zielkonflikte mit ihrem Einsatz verbunden sind und wie viel Kohlendioxid gebunden werden könnte. Dazu zählen: 1) der regelmäßige Anbau von Zwischenfrüchten, 2) der Einbau von Hülsenfrüchten oder mehrjährigen Kulturen in die Fruchtfolge, 3) die Anlage von Kurzumtriebsplantagen, 4) die Anlage von Agroforstsystemen, 5) die Wiedervernässung ehemaliger Moorböden mit einem Wechsel von Ackerbau zu extensiver Grünlandnutzung sowie 6) die Aufforstung landwirtschaftlicher Marginalflächen und urbaner Industriebrachen.
Außerdem erfragen die Wissenschaftler:innen, welchen Wert betroffene Akteursgruppen den Kosten und dem Nutzen dieser Maßnahmen beimessen. Die Forschenden wollen zudem herausfinden, wie europäische und nationale Gesetze, Vorschriften und Anreizinstrumente (Steuern, Subventionen etc.) die Entscheidung für oder gegen den Einsatz landnutzungsbasierter CDR-Maßnahmen beeinflussen und wie man diesen regulatorischen Rahmen verbessern könnte, damit landnutzungsbasierte Klimaschutzmaßnahmen künftig häufiger mit klarem Mehrwert für Menschen und Natur umgesetzt werden, als es bislang der Fall ist.