22.05.20232. Jahrestagung im Kloster Haydau

Halbzeit bei CDRterra

Grußwort von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger zur 2. CDRterra-Jahrestagung Credit: CDRterra

Vom 22. bis 24. Mai fand im Kloster Haydau bei Kassel die zweite CDRterra-Jahrestagung statt. Über 100 Wissenschaftler:innen aus 38 Bildungs- und Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland trafen sich, um sich über die Fortschritte in ihrer Forschung auszutauschen. Begrüßt wurden sie dabei von der Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger.

Insgesamt drei Jahre lang untersuchen Forschende bei CDRterra, wie und in welchem Umfang landbasierte Methoden der Entnahme und Speicherung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre zur Begrenzung des Klimawandels beitragen können. Dabei legen sie einen besonderen Schwerpunkt auf mögliche Risiken und Auswirkungen von „Carbon Dioxide Removal“ (CDR) auf das Erdsystem und andere Ziele nachhaltiger Entwicklung, sowie auf gesellschaftliche, ethische und rechtliche Aspekte solcher Maßnahmen. Ziel ist, im Dialog mit Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit ein risikoarmes Portfolio an CDR-Methoden zu entwickeln.

Thema CO₂-Entnahme dringender denn je

„Ob bei der Carbon-Management-Strategie, im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz oder nicht zuletzt im IPCC-Synthesebericht 2023 – das Thema CO₂-Entnahme ist aktueller und dringender denn je. Mit unserer Forschung schaffen wir die Wissensgrundlage, auf der ein sinnvoller Mix an Methoden zur CO₂-Entnahme für Deutschland entwickelt werden kann“, so CDRterra-Koordinatorin Prof. Dr. Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Diese Forschungsergebnisse seien das Fundament ihrer Langfriststrategie für den Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen, betonte Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger in ihrem Grußwort. Denn nach aktuellem Forschungsstand würde selbst eine sofortige drastische Emissionsreduktion nicht mehr ausreichen, die international vereinbarten Klimaziele zu erreichen, wenn man nicht zusätzlich der Atmosphäre Kohlendioxid entnimmt.

„Um CO₂-Entnahmemethoden erfolgreich umzusetzen, braucht es auch die Teilhabe und Akzeptanz der Bevölkerung. Deshalb liegt ein Schwerpunkt bei CDRterra im Wissenstransfer und in der Beteiligung von Stakeholdern und der breiten Öffentlichkeit. Kenntnisse zum Thema CDR vermitteln wir beispielsweise durch Factsheets, Museumsausstellungen und Bildungsprojekte“, so Pongratz weiter.

2nd CDRterra General Assembly © CDRterra
Teilnehmende Forschende bei der 2. Jahrestagung von CDRterra im Kloster Haydau bei Kassel.

Formate für Wissenstransfer und Dialog …

Im März fand bereits die erste Ausstellung des Projekts DACCUSS über die Entwicklung von CO₂-negativem Baumaterial im Science Communication Lab im Deutschen Museum in München statt. Eine weitere Ausstellung zu Methoden der CO₂-Entnahme wird im Oktober folgen. Zum selben Zeitpunkt wird das CDRSynTra-Team eine Bildungskonferenz zum Thema CO₂-Entnahme für Lehrkräfte aus ganz Deutschland unter Beteiligung von Minister:innen auf Landes- und Bundesebene sowie einen Stakeholder-Workshop veranstalten – ebenfalls angesiedelt im Deutschen Museum in München.

… sowie Laborexperimente, Literaturrecherche und Modellierungen

Während CDRSynTra die Synthese und den Transfer der Forschungsergebnisse zum Ziel hat, liegen die Schwerpunkte in den anderen neun Verbundprojekten von CDRterra eher auf der Arbeit im Labor, auf dem Feld oder am Computer.

Das PyMiCCS-Team hat beispielsweise Ende April sein erstes Experiment gestartet. Es untersucht die kombinierten Auswirkungen und potenziellen Vorteile von beschleunigter Verwitterung und Pflanzenkohle als CDR-Methoden. In einer Reihe von Säulenversuchen, die unter festen CO₂-Konzentrationen durchgeführt werden, analysieren die Wissenschaftler:innen die Wechselwirkungen zwischen den beiden Verfahren in tropischem Boden. Anschließend wird das Team die Tests auf typisch deutsche Böden ausweiten.

© Thorben Amann
Die PyMiCCS-Forschenden Maria-Elena Vorrath und Thorben Amann starten ihr erstes Säulenexperiment an der Universität Hamburg.

Welche Auswirkungen und Potenziale land- und forstwirtschaftliche CDR-Methoden haben können, untersucht das Projekt GONASIP. Die Forschenden haben nun dazu eine Literaturrecherche durchgeführt und den rechtlichen Rahmen für die Umsetzung von städtischen Aufforstungen und CDR-Maßnahmen in der Landwirtschaft analysiert.

Bei BioNET hingegen liegt der Fokus auf der Bewertung von biobasierten Negativemissionstechnologien. Das Team hat Steckbriefe entwickelt zu 24 biobasierten CDR-Verfahren aus Bereichen wie Bioenergie mit CO₂-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) sowie Moorwiedervernässung und Paludikulturen. Diese dienen als Arbeits- und Diskussionsgrundlage auf drei regionalen Stakeholder-Workshops, die die Forschenden diesen Sommer durchführen. Außerdem nutzen sie die Informationen aus den Steckbriefen dazu, deutschlandweite Potenziale der Verfahren zu modellieren und in Szenarien abzubilden.