17.05.2024Dialog

Parlamentarisches Frühstück zu DACCS und BECCS

Quelle: Jan Pauls/Helmholtz SynCom

Ende Februar dieses Jahres hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Eckpunkte für die Carbon-Management-Strategie sowie für die Langfriststrategie Negativemissionen vorgestellt. Diese Prozesse sollen dabei helfen, zügig die notwendigen Bedingungen für das Hochfahren von CO₂-Entnahmenverfahren (Carbon Dioxide Removal, CDR) zu schaffen, um bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen.

Um die Ausgestaltung dieser Strategien möglichst wissenschaftsbasiert zu gestalten, ist der Dialog zwischen Politik und Forschung essenziell. Unter der Schirmherrschaft von Dr. Nina Scheer, der klimaschutz- und energiepolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, lud die Synthese- und Kommunikationsplattform SynCom vom Helmholtz-Forschungsbereich Erde & Umwelt deshalb zu einem parlamentarischen Frühstück im Berliner Bundestag.

Über 30 politische Entscheidungstragende kamen am 17. Mai 2024 ins Jakob-Kaiser-Haus, um von Wissenschaftler:innen der Forschungsprogramme CDRterra und CDRmare sowie anderer Projekte mehr über die Themen CO₂-Entnahme und -Speicherung zu erfahren. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den beiden CDR-Methoden Direct Air Carbon Capture (DACCS), der direkten Abscheidung von CO₂ aus der Atmosphäre mit anschließender langfristiger Speicherung des Kohlenstoffs, und Bioenergie mit Carbon Capture and Storage (BECCS), der Energiegewinnung aus Biomasse mit anschließender Kohlendioxidabscheidung und -speicherung.

Klimaneutralität 2045: Emissionsreduktion ist und bleibt das Wichtigste

Die Kernbotschaft der Wissenschaftler:innen: Die Vermeidung von CO₂-Emissionen ist wichtigste Voraussetzung für das deutsche Klimaziel 2045. Darüber hinaus sind CO₂-Entnahmeverfahren nötig. Diese sollten jedoch ausschließlich für Restemissionen angewendet werden.

CDRterra-Sprecherin Prof. Dr. Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München betonte in ihrer Einführungsrede: „Um Risiken zu streuen und die Akzeptanz zu erhöhen, benötigen wir ein breites Portfolio an CDR-Maßnahmen. Denn die verschiedenen CO₂-Entnahmeverfahren haben jeweils Vor- und Nachteile, etwa hinsichtlich Permanenz der CO₂-Speicherung und Nebeneffekten. Bei der Entwicklung des Portfolios sind die teils langen Zeitskalen für eine Hochskalierung zu beachten. Diese erfordern, dass Anreizmechanismen jetzt gesetzt werden und Planbarkeit gewährleistet ist.“

Quelle: Jan Pauls/Helmholtz SynCom
Prof. Dr. Daniela Thrän: „2050 werden wir mindestens circa 60 Megatonnen schwer vermeidbare CO₂-Emissionen pro Jahr haben. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir diese Restemissionen durch eine CO₂-Entnahme kompensieren können. Den größten Teil – so die Mehrheit der Studien – soll BECCS leisten.“

Um das BECCS-Potenzial zu heben, brauchen wir nachhaltige Biomasse

Prof. Dr. Daniela Thrän leitet das Department Bioenergie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie das CDRterra-Projekt BioNET. Sie stellte die BECCS-Methode vor, deren Potenziale sie mit dem BioNET-Team untersucht: „BECCS kann in die Bioenergieinfrastruktur integriert werden und umgehend zur CO₂-Entnahme beitragen. Politisch notwendig sind ein Handlungsrahmen sowohl für die nachhaltige Biomassebereitstellung als auch für CCS (CO₂-Infrastruktur und Speicher, Anrechenbarkeit etc.), ein Förderprogramm für Demonstratoren und die Integration des Landnutzungssektors in den CO₂-Emissionszertifikatehandel.“

Darüber hinaus stellte Prof. Dr. Roland Dittmeyer, Leiter des Instituts für Mikroverfahrenstechnik am Karlsruher Institut für Technologie, die „Direct Air Capture“-Technologie vor. Prof. Dr. Klaus Wallmann, Leiter der Forschungseinheit marine Geosysteme am GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, sprach über die Herausforderungen bei der CO₂-Speicherung unter dem Meeresboden und an Land. Moderiert wurde die Veranstaltung von SynCom-Leiterin Marie Heidenreich.

Zum Programm des parlamentarischen Frühstücks

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ParlFrühstück_CDR_Bericht
Quelle: Jan Pauls/Helmholtz SynCom
Schirmherrin des parlamentarischen Frühstücks war Dr. Nina Scheer, MdB und klimaschutz- und energiepolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion.

Neues Factsheet zur landbasierten CO₂-Entnahme

Bei der Veranstaltung wurde auch das neue CDRterra-Factsheet „Kohlendioxidentnahmeverfahren an Land“ gelauncht. Es bietet nicht nur Stakeholdern aus Politik und Wirtschaft, sondern auch Journalist:innen und interessierten Laien einen umfassenden Überblick über die Potenziale verschiedener CDR-Methoden.

Download Factsheet
Factsheet zur CO₂-Entnahme an Land. Quelle Björn Maier