04.06.2024Publikation

Ergebnisse des 2. State-of-CDR-Berichts

State of CDR report

7 bis 9 Milliarden Tonnen CO₂ müssen der Atmosphäre ab 2050 jährlich auf nachhaltige Weise entnommen werden, um die Klimaziele zu erreichen. Aktuelle Fakten aus dem zweiten Bericht „State of Carbon Dioxide Removal“, der den aktuellen Stand der CO₂-Entnahme weltweit zusammenfasst.

Das zweite Jahr in Folge erscheint nun der Bericht „The State of Carbon Dioxide Removal“. Darin geben zahlreiche Forschende – darunter viele aus dem CDRterra-Programm – einen umfassenen Überblick über den aktuellen Stand der CO₂-Entnahme weltweit. 2024 kommen die Wissenschaftler:innen zu dem Ergebnis, dass bis Mitte des Jahrhunderts jährlich etwa 7 bis 9 Milliarden Tonnen CO₂ aus der Atmosphäre entfernt werden müssen, wenn die Welt unter dem Grenzwert des Pariser Abkommens von 1,5 Grad bleiben soll. Die Erstellung des Berichts leitete die Smith School of Enterprise and the Environment der Universität Oxford, unterstützt wurde das Projekt unter anderem vom CDRterra-Konsortium CDRSynTra.

CDRterra-Forscher Jan Minx: „Emissionsminderung ist für netto null vorrangig“

„Emissionsminderung ist für netto null vorrangig, aber CO₂-Entnahmen spielen eine wichtige Rolle“, sagt Jan Minx, CDRterra-Forscher und Leitautor des Berichts vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change). „Aber beim Hochskalieren der Entnahmetechnologien darf die Menschheit nicht andere Ziele gefährden – wie die Ernährungssicherheit, die biologische Vielfalt, sichere Wasserversorgung oder sichere Lebensräume für indigene Völker. Aus diesem Grund haben wir in unsere Analyse Nachhaltigkeitskriterien einbezogen. Und daraus abgeleitet unsere finale Abschätzung der Paris-kompatiblen CO₂-Entnahmemenge getroffen.“

Neue CDR-Methoden tragen nur wenig zum Gesamtumfang der CO₂-Entnahme bei

Derzeit werden nur 2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr durch CDR entfernt, hauptsächlich durch konventionelle Methoden wie das Pflanzen von Bäumen. Neuartige CDR-Methoden – wie Pflanzenkohle, beschleunigte Gesteinsverwitterung, direkte Kohlenstoffabscheidung aus der Luft und Speicherung (DACCS) sowie Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS) – tragen mit 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr weniger als 0,1 Prozent zum Gesamtumfang bei. Auf Methoden, die tatsächlich dauerhaft sind, entfallen nur 0,6 Millionen Tonnen pro Jahr – weniger als 0,05 Prozent der Gesamtmenge.  

Breites Portfolio an CDR-Methoden rasch aufbauen

Um den Klimawandel im Einklang mit dem Pariser Abkommen zu bekämpfen, muss ein breites Portfolio von CDR-Methoden rasch aufgebaut werden, so die Autor:innen. Das Thema CDR ist bisher in der Forschung, im öffentlichen Bewusstsein und bei Start-up-Unternehmen immer bedeutender geworden. Dennoch gibt es jetzt Anzeichen für eine Verlangsamung der Entwicklung.

„Ein breit gefächertes CDR-Portfolio ist eine robustere Strategie als die Konzentration auf eine oder zwei Methoden. Die Diversifizierung zeigt sich bei Forschung, Erfindungen und Investitionen in Start-ups – aber der Einsatz und Regierungsvorschläge für die Zukunft konzentrieren sich eher auf konventionelles CDR, hauptsächlich über die Forstwirtschaft“, kommentiert Dr. Oliver Geden, CDRterra-Wissenschaftler und Leitautor des Berichts von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin.

Investitionen in CO₂-Entnahmen und emissionsfreie Lösungen müssen erhöht werden

„Da die Welt bei der Dekarbonisierung nicht auf dem mit dem Pariser Temperaturziel vereinbaren Pfad ist, müssen die Investitionen in CO₂-Entnahmen sowie in emissionsfreie Lösungen insgesamt erhöht werden“, sagt Steve Smith von der Smith School of Enterprise and the Environment der Universität Oxford. Nur 1,1 Prozent der Investitionen in Klimatechnologie-Start-ups entfallen auf CO₂-Entnahmen. Der Bericht stellt fest, dass CDR-Unternehmen ehrgeizige Ziele haben, die zusammengenommen die CO₂-Entnahme auf ein Niveau bringen würden, das mit dem Klimaziel des Pariser Abkommens vereinbar ist. Doch die Ambitionen sind wenig belastbar: Voraussetzung wäre eine viel stärkere Politik als derzeit praktiziert. „Es hängt entscheidend an den Regierungen, die Voraussetzungen für nachhaltige Skalierung der CO₂-Entnahmen zu schaffen“, so Smith.

Der Bericht fordert die Regierungen auf, Maßnahmen zu ergreifen, die die Nachfrage nach Kohlendioxidentnahmen erhöhen. Dazu gehören die Einbettung von CDR-Maßnahmen in die Klimaschutzpläne im Rahmen der Klimarahmenkonvention UNFCCC (Nationally Determined Contributions) und die Entwicklung besserer Überwachungs-, Berichts- und Prüfsysteme für CDR. Gegenwärtig stammt ein Großteil der Nachfrage nach CDR aus freiwilligen Verpflichtungen von Unternehmen zum Kauf sogenannter Carbon Removal Credits.

Der Bericht „The State of Carbon Dioxide Removal“

Der jährliche Bericht zum Stand der Kohlendioxidentnahme ist das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von über 50 internationalen Expert:innen. Er ist die weltweit führende wissenschaftliche Bewertung der Frage, wie viel CDR erforderlich ist, um den Klimawandel zu begrenzen, und ob die Welt auf dem richtigen Weg ist, dies zu erreichen.

Der Bericht „The State of Carbon Dioxide Removal“ wurde unter anderem von den CDRterra-Wissenschaftlern Oliver Geden und Jan Minx entwickelt. Folgende CDRterra-Forschende sind ebenfalls daran beteiligt:

  • Prof. Dr. Julia Pongratz, CDRterra-Sprecherin von der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München
  • Dr. Felix Schenuit von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin (aktuell nicht mehr bei CDRterra)
  • Prof. Sabine Fuss, Ingrid Schulte, Dr. Sarah Lück und Dr. Tim Repke vom Mercator Research Institute on Commons and Climate Change (MCC) in Berlin
  • sowie Dr. Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Das Projekt wurde unter anderem vom CDRterra-Konsortium CDRSynTra unterstützt, dem die genannten Forschenden angehören.

Weitere Informationen über den State of CDR-Bericht-Bericht

Grünen Button klicken zum Download des State-of-CDR-Berichts (Englisch, PDF, 16 MB)