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Marines CDR: Was ist machbar – und was wünschenswert?

Bewertung mariner CDR-Methoden
Wenn Deutschland sein Ziel der Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2045 erreichen will, wird es seine Emission drastisch reduzieren und der Atmosphäre zusätzlich CO₂ entnehmen müssen. Bei Entscheidungen über den Einsatz meeresbasierter CO₂-Entnahmeverfahren dürfen jedoch nicht nur deren technische, rechtliche und politische Machbarkeit im Fokus stehen. Es müssen auch die möglichen Folgen für Mensch und Natur auf strukturierte und einheitliche Weise bewertet werden.

Mit dem steigenden Druck, der Atmosphäre CO₂ zu entziehen, rücken auch marine Verfahren in den Fokus. Doch wie lässt sich fundiert bewerten, ob eine Methode tatsächlich geeignet ist – und ihre Anwendung verantwortungsvoll? In zwei neuen Fachpublikationen stellen Forschende aus den BMBF-Forschungsprogrammen CDRmare und CDRterra nun einen Bewertungsleitfaden vor, der genau das ermöglicht.

Bewertung mariner CO₂-Entnahmetechnologien: Lücken in bisherigen Schemata

Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte, interdisziplinäre Entscheidungsgrundlagen zu schaffen – über rein technische Machbarkeitsfragen hinaus. Entwickelt wurde der Leitfaden vorrangig von Fachleuten aus dem CDRmare-Verbund ASMASYS. Zahlreiche CDRterra-Wissenschaftler:innen waren ebenfalls an dem Projekt beteiligt.

„Für die Frage, ob und wie ein CO₂-Entnahmeverfahren umgesetzt werden sollte, sind sowohl seine Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit relevant als auch seine Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Mit den bislang bekannten Schemata lässt sich diese Frage aber nicht systematisch betrachten. Wir zeigen jetzt, wie es besser geht und stellen Akteuren einen strukturierten Leitfaden für die Bewertung mariner CO₂-Entnahmeprojekte zur Verfügung. Mit ihm können sie alle zentralen Themenaspekte bearbeiten und am Ende faktenbasiert entscheiden“, erklärt CDRterra-Forscher JProf. Dr. Christian Baatz, Klima- und Umweltethiker an der CAU Kiel.

Neuer Leitfaden mit 29 Kriterien zur Bewertung von CO₂-Entnahmemethoden im Meer

Der Leitfaden umfasst 29 Bewertungskriterien, verteilt auf sieben Themenfelder – von rechtlicher und technischer Machbarkeit bis zu Umweltethik und sozialer Gerechtigkeit. Er wurde in mehreren Workshops gemeinsam mit Behörden und Verbänden erprobt und soll politische Entscheidungstragende und Interessensvertretende unterstützen.

Nachhaltige Entscheidungsgrundlage für marine CO₂-Entnahmeprojekte

Auch Prof. Dr. Gregor Rehder, Chemiker am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und ehemaliger Leiter des CDRmare-Verbunds ASMASYS, betont:
„Final zu entscheiden, ob ein konkretes marines CO₂-Entnahmeprojekt umgesetzt werden soll, bleibt den politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen vorbehalten. Im besten Fall entscheiden sich diese für wirksame Projekte und Methoden, die sowohl technisch, rechtlich und politisch machbar sind als auch wirtschaftlich, gerecht und umweltverträglich. Dabei kann sie unser Bewertungsrahmen unterstützen.“

Bewertungsrahmen für marine CDR-methden
Der Leitfaden gliedert die Bewertung mariner CO₂-Entnahmemethoden in sieben gleichwertige Themenfelder. Die Grafik zeigt, wie Machbarkeit und Erwünschtheit getrennt betrachtet und disziplinübergreifend erfasst werden.

Umfassender Bewertungsrahmen bald für alle CDR-Methoden

CDRterra-Forschende entwickeln derzeit einen umfassenden Bewertungsrahmen für alle CO₂-Entnahmemethoden, also auch für landbasierte Verfahren. Dieser soll politischen Entscheidungstragenden und Interessenvertretenden aus Industrie und Verbänden als Instrument dienen, die ökologischen, technoökonomischen, politischen und gesellschaftlichen Aspekte von CDR-Methoden für Deutschland so umfassend wie möglich bewerten zu können. Ihre Mitarbeit am Bewertungsrahmen für marine CDR-Methoden liefert ihnen dabei wertvolle Erkenntnisse.

Weitere deutschsprachige Informationen zu dem neuen Bewertungsleitfaden liefert das CDRmare-Factsheet: